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            Familiengeschichte „N.“ – eine Spurensuche

          „Mittwoch nachmittag … wurden durch die Hasseldieks-  Das erwähnte Alter des Jungen und die Abkürzung des Fa-
          dammer Sirenen die Feuerwehren der Umgegend alarm-   miliennamens mit N. machte mich stutzig. Gerade erst hatte
          iert.“ So beginnt vor 95 Jahren ein ausführlicher Bericht in   ich mit der Informationssuche zu einem Familienschicksal
          der „Kieler Zeitung“ von Donnerstag, 10. November 1927.   aufgrund von Eintragungen im Protokollbuch der Gemeinde
          Die Hauptüberschrift lautet: „Großfeuer auf Mettenhof“.   Quarnbek in den 1930er Jahren begonnen – zu Mutter und
          Mettenhof, das war damals gleichzusetzen mit dem bäuer-  Sohn Nisick, seit 1930 auf dem Reimershof untergebracht.
          lichen Wirtschaftsbetrieb, dem ehemaligen Meierhof von   Wieder einmal zeigte sich, dass auch die Recherche zur Orts-
          Quarnbek. Diesen vom Gut entfernt gelegenen Hof ließ der   geschichte teilweise hartnäckige Detektivarbeit ist.
          Quarnbeker Gutsherr Hans Henrich von Kielmansegg um   In der Melsdorfer Chronik ist auf Seite 310 das Melsdorfer
          1670/80 errichten – zugleich mit dem Meierhof Dorotheental   Adressbuch von 1928 abgedruckt. In der Aufl istung fi ndet
          (Flemhuder Hefte 7, S. 21f.).
          In dem Bericht der „Kieler Zeitung“ heißt es weiter: „Es
          brannte das aus dem Jahre 1791 stammende Torhaus von
          Mettenhof, auf dessen linken Flügel sich der Pferdestall
          befi ndet, während zur Rechten das Gerätehaus liegt. Ein
          mächtiger Feuerschein loderte zum Himmel empor und gab
          meilenweit Kunde von dem Brand.“ Es folgt eine ausführ-
          liche Darstellung über den Großeinsatz zahlreicher Feuer-
          wehren, darunter auch die Freiwillige Feuerwehr Quarnbek
          (Brand erwähnt auch in Flemhuder Hefte 5, S. 39). „Kurz
          nach 7 Uhr [=19 Uhr] war die Gefahr beseitigt“. … „Das
          Torhaus mit seinem altehrwürdigen Bogen ist bis auf die
          Umfassungs mauern niedergebrannt.“
                                       Der letzte Absatz des
                                       Zeitungsartikels befasst
                                       sich mit der Brand-
                                       ursache, die schnell
                                       gefunden war.  „Das
                                       Feuer war auf dem
                                       Boden des Pferdestalls
                                       ausgebrochen. Da sich
                                       auf diesem nur geringe
                                       Mengen Heu befanden,
                                       war Selbstentzündung
                                       ausgeschlossen. Auch
                                       Kurzschluß kam nicht
                                       in Frage, da sich in dem
                                       Gebäude keine elek-
                                       trische[n] Leitungen
                                       befanden.“ Und weit-
          Abb. 1: Mettenhofer Torhaus –   er: „Bemerkt worden
          Bleistiftzeichnung, um 1915
          (Quelle: R. Dornbusch)       war das Feuer von
                                       dem etwas beschränk-
          ten 12jährigen Sohn des Wochenlöhners N. …“. Der Junge
          gestand kurz darauf, „daß er das Feuer angelegt habe.“ Der
          Zeitungsbericht endet mit dem Hinweis, dass „Anwohner
          bekundeten, daß die Knaben auf dem Hof sehr leichtsinnig mit
          Feuer umgehen und trotz ihres jugendlichen Alters eifrig dem
          Zigarettenrauchen frönten.“
          In der Melsdorfer Chronik wird zu diesem Ereignis kurz er-
          wähnt, dass ein zwölfjähriger Junge dieses Feuer im Mettenho-
          fer Torhaus gelegt hatte, weil er sehen wollte „wie Heu brennt“
          (S. 373). Solche Art (unbeabsichtigte) Brandstiftung war nicht
          ungewöhnlich, oftmals mit großer Wirkung wegen der Bau-
          weise der Gebäude. Auch der Sohn des Stamper Lehrers hatte
          gemeinsam mit einem anderen im November 1921 leichtsinni-
          gerweise auf dem Schulboden mit Feuer gespielt und dadurch
          das Abbrennen des Schulhauses verursacht – auch an einem
          Mittwochnachmittag (Flemhuder Hefte 11, S. 15).      Abb. 2: Artikel aus der Kieler Zeitung, Donnerstag, 10.11.1927
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