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Quarnbek17.qxd 05.02.2008 15:03 Uhr Seite 12
35 Jahre königliche Schärpen
Neben die Jahreszahl 1973 stickte Adelheid Berning als
Schmuck auf jedes Paar der Schärpen auch noch einen hüb-
schen Vogel. Anfangs gab es nach Altersgruppen vier Schär-
penpaare, seit 1975 sind es fünf: Kinder, die eingeschult wer-
den, und 1. Klasse; 2. und 3. Klasse; 4. und 5. Klasse; 6. und
7. Klasse; 8. und 9. Klasse.
Das bedeutet, dass Adelheid Berning jedes Jahr zehn Namen
sticken muss. Die exakte Stickerei erfordert viel Geduld und
genaues Hinsehen, denn es wird nichts vorgezeichnet, son-
dern in dem Stoff werden für die Einteilung der Buchstaben
die einzelnen Fäden ausgezählt! Für fünf Buchstaben benö-
tigt die Stickerin etwa 15 Minuten – und manche der Namen
sind sehr lang.
Wenn die Kinder nach den Wettspielen bei der Proklamation
der Königinnen und Könige die bestickten Schärpen umge-
legt bekommen, sind viele stolz, andere finden das nicht ge-
rade „cool“; aber es ist schon etwas Besonderes, das quasi ein
Stück dokumentierte Tradition auf ihren Schultern ruht.
Zur Zeit arbeitet Adelheid Berning an der Stickerei der Na-
men vom Vogelschießen 2007. Für 2008 und darüber hinaus
wird sie diese vorbildliche Handarbeit mit Geduld und Ge-
schick hoffentlich auch fortsetzen. Vielleicht erfüllt sich dann
Adelheid Berning
auch doch noch ein Wunsch von Adelheid Berning: Dass sie
Viele, viele Kinder aus der Gemeinde Quarnbek wurden den Namen eines ihrer Enkelkinder auf eine der Schärpen
schon damit geschmückt: Seit 1973 wird den Königinnen sticken kann, denn ihre Töchter waren leider nie Königinnen
und Königen der verschiedenen Jahrgangsgruppen beim Vo- beim Vogelschießen in Strohbrück.
gelschießen in Strohbrück zur Ehre eine Schärpe umgelegt. Text: Gerlind Lind
Solch königlichen Schmuck gibt es auch andernorts, aber der Fotos: Kai Struckmeyer
Quarnbeker ist etwas ganz Besonderes.
Die Schärpen sind handgearbeitet und seit 1973 werden dar-
auf fortlaufend die Namen der Königinnen und Könige ak-
kurat in Kreuzstich eingestickt. Mit der Zeit ist schon eine
Art Ahnengalerie entstanden, denn inzwischen können man-
che der ehemaligen Königinnen und Könige bereits die Na-
men ihrer Kinder auf den Schärpen wiederfinden.
Die allerersten gestickten Namen lauten:
Gesine Szurowski / Bernd Wichelmann
Isabell v. Quistorp / Michael Boldt
Katharina v. Puttkamer / Wolfgang Orwat
Eveline Kahlau / Andreas v. Puttkamer
Urheberin der Idee war Adelheid Berning aus Stampe – ei-
gentlich durch einen Zufall. Ihre Schwester, die in Dithmar-
schen lebt, sollte als Mutter, wie dort üblich, selber den Na-
men ihres Sohnes auf eine Königsschärpe sticken. Weil sie
das aber nicht gut konnte, landete der Auftrag bei der in
Handarbeiten äußerst geschickten Schwester in Stampe.
Das war 1973, kurz nachdem der noch heute aktive „Förder-
verein zur Erhaltung des Vogelschießens“ in Strohbrück ge-
gründet worden war. Anlass dieser Gründung war das Pro-
blem, dass die bis dahin übliche Feier des Vogelschießens im
Stamper Landkrug den Wirtsleuten nicht mehr in das ge-
schäftliche Konzept passte. So entschieden sich engagierte
Bürgerinnen und Bürger, das traditionelle Fest zu retten, in-
dem sie es von da ab in Eigenregie organisierten.
Die Schärpen, rote für die Mädchen und blaue für die Jun-
gen, wurden von Adelheid Berning und Renate Hodam
zugeschnitten, gesäumt und mit weißen Fransen verziert.