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8 CHRONIK
Quarnbeker Geschichte einmal etwas im Juni 2013 zitiert wurde, so angetan, dass sie ihr 2013 aus
ihrem Privatbesitz ein zweites schenkte. Heinke Mißfeldt
anders: schrieb mir damals dazu, dass ihr Vater vermutlich nur so für
sich dieses zweite Porträt von Günter in Ergänzung zu dem
Von Günter, Bärbel, Gabi und Dieter
Auftragsbild gemalt hatte. „Dieses Kinderbild mochte ich
Nach umfangreicher Recherche in den Jahren 2010 bis 2012 immer gern leiden, es ist etwas pastoser gemalt als das von
konnte geklärt werden, von wem der seit 1962 abgedeckte Frau Raabe damals gewählte Bild - …dieser freudige Aus-
und nur durch Fotos aus dem Jahre 2000 bekannte Bilderzy- druck!“ (H.M., persönliche Mitteilung vom 11.7.2013).
klus an der Orgelempore der Flemhuder Kirche stammt – von Die nächsten beiden Porträts haben zwar keinen so direkten
dem Kieler Maler Friedrich Mißfeldt. Dessen familiären Bezug zu Quarnbek – doch ich durfte die Bildgeschichte ab
Wurzeln reichen auch nach Flemhude. In mehreren Aufsät- 2013 als Ortschronistin mit Mißfeldt-Kenntnissen begleiten.
zen habe ich über den Künstler und die Flemhuder Bilder ge- Dank des ersten KN-Artikels wurden meine Mißfeldt-Akti-
schrieben. vitäten sogar in Wiesbaden zur Kenntnis genommen. Im
Den Bericht über die Flemhuder Malerei in den Kieler Nach- April 2013 meldete sich Barbara Loch, geborene Gemind,
richten Anfang 2013 lasen etliche Leserinnen besonders auf- über das Flemhuder Kirchenbüro bei mir, weil auch sie im
merksam, denn sie waren im Besitz weiterer Werke Friedrich Besitz zweier Kinderbilder war. Die Porträts zeigen beide
Mißfeldts. Zwischen 2013 und 2017 verdichteten sich die In- Barbara im Alter von vier Jahren, gemalt in Öl auf Malpappe.
formationen zu sechs Kinderporträts, deren Geschichte hier Das Interessante daran ist, dass eines davon nicht Friedrich
dargestellt werden soll: Mißfeldt, sondern dessen Frau Frauke Mißfeldt-Bünz anfer-
Hanna Raabe, geborene Vogt, aus Flemhude erzählte mir als tigte (auf dem Foto rechts). Die Porträts waren Auftragsarbei-
erste 2013 von dem Porträt ihres verstorbenen Mannes Gün- ten zu Weihnachten 1943 für den Vater und den Patenonkel
ter, das Friedrich Mißfeldt 1937 von ihm als Dreijährigem Barbaras. Ihre Eltern hatten 1932 die in Kiel und Umgebung
gemalt hatte. Familie Raabe lebte in Brandsbek. Die Mutter noch immer sehr bekannte Tanzschule Gemind in der Holte-
von Günter Raabe, Minna, war eine geborene Mißfeldt. De- nauer Straße 75 gegründet. Ob der Maler mit seiner Frau Fa-
ren Schwester Paula, verheiratete Depke, wurde als Wirtin milie Gemind für das Porträtieren dort besuchte oder ob Mut-
des Landkrugs Brandsbek bekannt. Hanna Raabes Großel- ter und Tochter Gemind das Atelier Mißfeldts in der Dehn -
tern Vogt hatten ab 1912 den Lindenkrug in Flemhude ge- ckestraße 3 aufsuchten, ließ sich nicht klären. Sicher aber ist,
pachtet, den sie 1932 kauften. dass Familie Gemind den seit langem als „Maler vom Wes -
Das Kinderbild von Günter, gemalt in Öl auf Holz, zeigt ihn tensee“ bekannten Künstler in den kriegsbedingt schwierigen
freundlich lächelnd mit Teddybär, über den rechten Bildrand Zeiten mit dem Auftrag unterstützen wollte. Sicher ist auch,
am Betrachter vorbei schauend. Mein damals hergestellter dass die auf dem unteren Bildrand des von Friedrich Mißfeldt
Kontakt zu einer der Töchter Friedrich Mißfeldts führte dazu, gemalten Porträts dargestellten Ziegen eine Anspielung auf
dass ein zweites 1937 von Günter angefertigtes Porträt seit das Märchen von den Sieben Geißlein sind, das Barbara im-
ein paar Jahren auch im Besitz von Familie Raabe ist. Heinke mer wieder erzählt werden musste, damit sie während des
Mißfeldt, die in Schleswig lebt, war von der Wertschätzung Porträtierens still sitzen blieb.
des Kinderbildes, mit der Hanna Raabe in einem KN-Artikel Im April 2013 durfte ich Barbara Loch für unsere Quarnbe-
Hanna Raabe mit den Kinderbildern ihres Mannes von 1937 Barbara Loch mit ihren Kinderbildern von 1943