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14 CHRONIK
Nicolaus Scholer wurde laut Darstellung in dem Buch über
„Bitburger Persönlichkeiten“ (Neu, Peter, 2006, S.110-114)
am 12. Februar 1851 in Bitburg/Eifel geboren – vor 160 Jah-
ren. Im Nachruf ist erwähnt, dass er 1883 die Baumeister-
prüfung abgelegt hatte und danach bis 1886 bei der Erbauung
des Ems-Jade-Kanals mitwirkte. Als königlich preußischer
Wasserbauinspektor gehörte Scholer von Anfang an zur
„Kaiserlichen Canal-Commission“, die im Oktober 1886 als
Regierungsbehörde für den Bau des Nord-Ostsee-Kanals ein-
gerichtet worden war.
Er war zunächst an den Vorbereitungen für die Bauarbeiten
der östlichen Kanalstrecke (Eiderkanal bis Kieler Förde) be-
teiligt. Ab April 1888 wurde ihm die Leitung der Bauabtei-
lung „Königsförde“ (Bauabschnitt 7) übertragen. Damit war
Scholer für die Arbeiten in dem Bereich von Schirnau bis
jenseits des Flemhuder Sees (Kanalkilometer 71,5 bis 85,2)
Haus „Scholer“ (Scharfenberg) in Neu Königsförde verantwortlich.
Nicht nur mächtige Moorschichten und der die Baustrecke
mehrfach kreuzende Eiderkanal, auf dem der Schiffsbetrieb
weiterhin aufrecht erhalten werden musste, machten diesen
Abschnitt zu einem besonders schwierigen, sondern auch
und gerade die Anbindung des Flemhuder Sees an den neu-
en Kanal. Nicolaus Scholer wurde damit auch der leitende
Baumeister bei der Aufschüttung des Ringdammes zur Er-
haltung des Grundwasserspiegels und bei der Absenkung des
Flemhuders Sees, die ab Winter 1891/92 vorgenommen wur-
de (vgl. Wandrowsky, Frank: Flemhuder Quellen Band 3,
2010, S.43).
Am alten Eiderkanal zwischen Klein- und Neu Königsförde
Auch die Besichtigungsfahrt des Kaisers am 6. April 1891
führte nach der oben beschriebenen Durchstich-Zeremonie in
Landwehr zunächst zur Kanalstation „Königsförde“, wo im
Hause Scholer in Neu Königsförde „der Hofgesellschaft das
Frühstück servirt wurde“ – die 25 Gedecke hatte der Besitzer
des Hotels „Bellevue“ in Kiel geliefert, wie die „Kieler Zei-
tung“ am 7. April Morgens ebenfalls mitteilte.
Arbeiten am Ringdamm vor Flemhude
Besuche des Kaisers gab es während der Bauzeit des Nord-
Ostsee-Kanals öfter. Rückblickend ist im „Centralblatt der Nach Fertigstellung des Kanals 1895 wurde als neue Verwal-
Bauverwaltung“ (Nr. 25, 22. Juni 1895, S.274) zu lesen: tungsbehörde mit Sitz in Kiel das „Kaiserliche Kanalamt“
„Ein Festtag war es stets, wenn der Kaiser auf den Baustel- eingerichtet, in das auch Scholer als Kaiserlicher Regie-
len erschien, sich alles eingehend erklären ließ…“ Aber auch rungsrat übernommen wurde. Ab 1906 trug er den Titel
für andere waren die Kanalbaustellen eine Attraktion, für die Geheimer Baurat. Im Zusammenhang mit dem Wechsel der
extra Zutrittskarten verkauft wurden: „Oft drohte die Zahl Behörde hat Scholer vermutlich das Haus in Neu Königsför-
der Besucher die Thätigkeit der bauleitenden Beamten all- de verlassen, denn er wohnte später in Kiel im Düsternbroo-
zusehr in Anspruch zu nehmen…; aber, soweit Zeit und Kräf- ker Weg 52 (vgl. Neu, Peter: „Bitburger Persönlichkeiten“,
te es erlaubten, haben wir für alle dem Canalbau erwiesene 2006, S.114).
Aufmerksamkeit dadurch gedankt, dass wir seine Bauten je-
dermann zugänglich und verständlich zu machen gesucht ha- „Nach der Beendigung des Kanalbaues war die Anpassung
ben.“ Auch Scholer war offenbar nicht nur ein liebenswürdi- der technischen Anlagen des Werkes an die Anforderungen
ger Gastgeber, sondern zugleich ein stets zu Auskunft berei- des stetig wachsenden Verkehrs seine Aufgabe, der er sich un-
ter, sachkundiger Führer, nicht nur des Kaisers, wie aus dem ter Verwertung der Erfahrungen, die er u.a. bei einer Besich-
bereits erwähnten Nachruf hervorgeht. tigung des Suez-Kanals in den ersten Monaten des Jahres