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CHRONIK                                                                                            13






























          Alte Aufnahme des 1913 errichteten Scholer-Steins an der Kanal-  Scholer-Stein, aufgenommen 2009
          böschung in Groß  Königsförde



          Schon vor Jahren wurde ein Zeitungsartikel (genaue Quelle  Der Gettorfer Archivar, Herr Matthias Roese, machte mich
          leider unbekannt) überschrieben mit „Bedeutsam, aber kaum  schließlich darauf aufmerksam, dass in der Topographie des
          bekannt. Der Scholer-Stein fristet am Kanal ein trauriges  Herzogtums Holstein von Henning Oldekop (2. Band, Kiel
          Dasein“. Erwähnt wird in dem Text u.a., dass über Scholer  1908) unter Klein Königsförde auf das Dorf „Neu Königs-
          wenig bekannt sei: „Geburtstag, Sterbedatum, Vorname –  förde“ verwiesen wird, durch den Bau des Nord-Ostsee-Ka-
          Fehlanzeige.“                                        nals entstanden, abgetrennt von Groß Königsförde. Durch
                                                               diesen Text wurde die Suche nach dem Scholerschen Haus
          Mir selber war der Name Scholer erstmals im Sommer 2006  wesentlich einfacher, denn dort steht: „Als Herren- und
          begegnet. Der Archivar der Stadt Bitburg/Eifel, Herr Dr. Pe-  Wohnhaus dient dem gegenwärtigen Besitzer  [des Gutes
          ter Neu, hatte über das Amt Achterwehr im Zusammenhang  Klein Königsförde, H.F.W. Jacoby] das 1896 vom deutschen
          mit einer Buchveröffentlichung offiziell angefragt, was bei  Reich miterworbene, früher von Ahlefeld’sche Gewese am
          uns vor Ort über diesen Baumeister bekannt sei. Die Anfrage    alten Eiderkanal, bald nach 1850 als Ruhesitz vom Oberhof-
          war begründet durch das Wissen des Archivars, dass Scholer  jägermeister v. Ahlefeld-Lindau erbaut, mit einigen 20 heiz-
          u.a. für den Anschluss des Flemhuder Sees an den Nord-Ost-  baren Zimmern (Zentralheizung), welches während der Bau-
          see-Kanal und den Bau des Ringkanals zuständig gewesen  zeit des Kanals von dem damaligen Baumeister, jetzigen
          war. Leider konnte auch die Quarnbeker Arbeitsgemeinschaft    Regierungsrat Scholer bewohnt wurde, woselbst Kaiser Wil-
          „Dorfchronik“ nichts zur Beantwortung beitragen. Keiner  helm II. bei Kanalbesichtigungen wiederholt das Frühstück
          von uns hatte diesen Namen je gehört, trotz langer, intensiver  eingenommen hat“ (s.o. S.66).
          Beschäftigung mit der Geschichte des Kanalbaus.
                                                               Zugleich bekam ich von Herrn Roese eine Datei über das
          Im April 2009 begegnete mir unerwartet der Name Scholer  Krummwischer Gemeindeblatt. Nach längerer Suche stieß
          erneut. Herr Niels Böge von der Planungsgruppe für den  ich darin auf einen Artikel der Ortschronistin, Frau Marlene
          Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals erzählte „so nebenbei“, dass  Möller, die 2008 (Nr.1) unter der Rubrik „Dorfansichten“
          man im Zuge der Vorarbeiten für den Ausbau der Oststrecke  ausführlich über das Neu Königsförder Herrenhaus und sei-
          des Kanals auf den Scholer-Stein gestoßen sei und diesen  ne Nebengebäude berichtete. Auch sie erwähnt, dass dort
          freigelegt habe. Aus einem Zeitungsartikel vom 14. April  während der Bauphase des Kanals die Bauverwaltung unter-
          2007 (welcher Zeitung entnommen?), den Herr Böge mir we-  gebracht war, Kaiser Wilhelm in diesem Hause sogar über-
          nig später zur Verfügung stellte, geht hervor, dass der Stein  nachtet haben soll.
          1913 aufgestellt wurde, d.h. kurz vor Abschluss der Bauar-
          beiten der ersten Kanalerweiterung (1909-1914).      Nun war es leicht, das Wohn- und Bürogebäude Scholers in
                                                               Neu Königsförde zu identifizieren. Seit 1980 ist das Haus,
          Nachdem auch ich dank der Vorinformationen den Gedenk-  idyllisch zwischen Resten des alten Eiderkanals und dem
          stein in der verwachsenen Böschung gefunden und fotogra-  Nord-Ostsee-Kanal gelegen, im Besitz der Familie Scharfen-
          fiert hatte, konzentrierte sich meine Recherche auf die Suche  berg. Die ehemalige Gärtnerei beherbergt das „Oskar-Pfister-
          nach dem Haus, in dem der Erbauer nicht nur des Ringkanals  Haus“, eine Einrichtung der Diakonie. Leider gelang es bis-
          während der Kanalbauarbeiten gewohnt hatte. In dem zuerst  her nicht, mit Familie Scharfenberg Kontakt aufzunehmen,
          genannten Zeitungsartikel (ohne Quelle) zum Thema Scho-  um z.B. die in dem Haus vermutlich noch vorhandene Er-
          ler-Stein ist nur erwähnt, dass Scholers Amtssitz in Klein Kö-  innerungsplakette an den Kaiser-Besuch anschauen zu kön-
          nigsförde gewesen sein soll.                         nen.
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