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Quarnbek_Ausgabe_13  06.02.2007  15:21 Uhr  Seite 15





              CHRONIK                                                                                            15


              Historisches zum ersten Quarnbeker Herrenhaus, der “Arx cvarnebicia” (Burg Quarnbek)


              Durch die weihnachtliche Veranstaltung des Kulturkreises im
              Quarnbeker Herrenhaus von 1903 ist das Interesse an der Ge-
              schichte dieses Hauses bzw. an der des Gutes Quarnbek wie-    „Saal“               Herdsockel
              der einmal geweckt worden. In “Flemhuder Hefte 7" wurde
              die für die Entwicklung unserer Gemeinde so bedeutsame
              Gutsgeschichte von mir bis 1928, dem Jahr der Gründung der  ca.15 Meter  N
              Kommunalgemeinde Quarnbek, bereits dokumentiert. Er-
              wähnt wurde dabei auch die Ausgrabung im Gutshof während
              des Sommers 1983 durch Mitarbeiter des Kunsthistorischen
              Instituts der Universität Kiel und Mitglieder der Kieler Ar-
              beitsgemeinschaft für Vor- und Frühgeschichte. Diese histo-
              risch-archäologische Arbeit wurde auch von dem damaligen             20 Meter
              Gutsbesitzer Ulrich Milberg mit großem Interesse begleitet.
                                                                                           Kellerzugang
              Ziel der Grabungen war, die genaue Lage des alten Herren-
              hauses zu finden und Hinweise auf dessen Aussehen zu be-
                                                                                                 Treppenturm
              kommen. Letzteres war höchstens Experten durch das kleine
              Ölbild auf der Stammtafel der Familie Rantzau (gemalt vor
              1587) bekannt. Weil ich jetzt vom damaligen Leiter der Aus-  2. Der ergrabene Grundriss in steingerechtem Aufmaß
              grabung, Herrn Professor Dr. Albrecht vom Kunsthistori-
              schen Institut, dankenswerterweise Originaldias von 1983 für
                                                                    Die größte Überraschung war, dass das Quarnbeker Herren-
              eine Veröffentlichung in unserer Gemeindezeitung zur Verfü-
                                                                    haus wohl doch kein in damaliger Zeit übliches holsteini-
              gung gestellt bekam, will ich dieses Thema hier noch einmal
                                                                    sches Doppelhaus mit zwei parallelen Satteldächern gewesen
              aufgreifen. Die im folgenden Text verwendeten Zitate sind
                                                                    ist, wie es die Rantzau-Tafel zeigt, sondern “ein ungewöhn-
              dem Grabungsbericht von U. Albrecht / M. Landt entnom-
                                                                    lich langgestrecktes, nord-südlich ausgelegtes Rechteck, des-
              men, der 1987 in der Zeitschrift „Nordelbingen” (Band 56,
                                                                    sen bislang nachweisbare Abmessungen wenigstens 25 m
              S. 27-46) erschien.
                                                                    Fassadenlänge bei knapp 15 m Hausbreite betragen..., so dass
                                                                    mit einer hypothetischen Gesamtlänge von annähernd 45 m
              Eine etwas erhöhte Fläche im Gutshof vor dem Anfang des
                                                                    zu rechnen ist - vorausgesetzt, der Treppenturm beherrschte
              19. Jahrhunderts errichteten Backhaus fiel den Archäologen
                                                                    in der für das 16. und frühe 17. Jahrhundert typischen Weise
              und Kunsthistorikern für ihre Sucharbeit besonders ins Auge.
                                                                    ungefähr die Fassadenmitte” (S. 34). Ein solcher langer Ein-
                                                                    flügelbau war in Holstein in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
                                                                    hunderts ungewöhnlich und verweist auf Einflüsse aus Däne-
                                                                    mark.













              1. Archäologische Grabungen 1983 im Quarnbeker Gutshof: in die
              Flurkarte von 1980 ist der ergrabene Teil des alten Herrenhauses
              schraffiert eingetragen, punktiert der vermutete Rest des Gebäu-
              des. Quer darüber steht das später errichtete Backhaus

              Trotz der Einschränkung des Grabungsraumes durch viele
              alte Bäume konnten dort bei einer Flächengrabung Richtung
              Norden “wesentliche Teile der bis zu 1,90 m mächtigen Um-
              fassungsmauern des ehem. Herrenhauses, die Fundamente
              eines nahezu quadratischen Treppenturms, der dreiseitig frei-
              stehend der westlichen Hoffassade vorgelagert war, sowie
              mehrere Mauerzüge im Gebäudeinnern, deren Verlauf Rück-
              schlüsse auf die Raumaufteilung zuläßt”, aufgedeckt werden  3. Beispiel für ein langgestrecktes Herrenhaus (Berritzgaard auf
              (S. 34).                                              Seeland-DK), dem Quarnbek vergleichbar gewesen sein könnte
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