Quarnbek 47

9 C HRONIK haltenen Pflegeartikel waren stets in einer Inventarliste doku- mentiert. Außerdem wurde exakt in einemAusleihbuch fest- gehalten, welche der Sachen von wem wann ausgeliehen bzw. zurückgebracht wurden. Eine Benutzerordnung mahnte, die Sachen pfleglich zu behandeln, vor allem Gummisachen, und nach beendetem Gebrauch umgehend wieder abzulie- fern. „Die Margarethenspende verbleibt in der Gemeinde und wird ins Pastorat überführt“, notierte Pastor Harmsen 1920 unter dem 1. Oktober in die Chronik der Flemhuder Kirche. Dieser Satz, den ich quasi nebenbei vor etlichen Jahren im Zusam- menhang mit der Recherche zur Herkunft der Malerei an der Empore der Kirche las, blieb mir vielleicht gerade deshalb im Gedächtnis, weil ich damals inhaltlich nichts damit anfan- gen konnte. Margarethenspende – was sollte das sein? Beim Besuch der Kirche in Husby und in Norderbrarup, des Heimatmuseums „Mühle Anna“ in Nübbel und des Dithmar- scher Landesmuseums in Meldorf zwischen 2015 und 2017 stieß ich wieder auf den Begriff Margarethenspende – als Bezeichnung für einen besonderen Schrank! Das bei diesen Besichtigungen gewonnene Wissen einschließlich Fotos, ergänzt durch umfangreiche Informationen aus dem Buch „Die Margarethenspende, eine Wohlfahrtseinrichtung in Schleswig-Holstein 1894-1940“ von Sabine Zessin (Neu- münster 1997), bildet die Grundlage für meinen Artikel. In der Entstehungsgeschichte dieses Schrankes drückt sich großes Leid aus. Der Hufner Johannes Adolf Jacobsen aus Saustrup (Kirchspiel Norderbrarup, Angeln) verlor am 22. April 1883 sein einziges Kind Margarethe. Sie starb mit nur 23 Jahren bei einem Kuraufenthalt in St. Andreasberg (Harz) an Tuberkulose. Berichtet wird, dass Margarethe auf dem Krankenbett den Vater, der sie lange zuhause in Saustrup pflegte, gebeten hatte, nach ihremTod auch anderen Kranken zu helfen. Nachdem 1886 auch noch seine Frau verstorben war, reifte in J. A. Jacobsen der Plan zur Umsetzung des Wunsches der Tochter. Durch die Pflege von Frau und Tochter gab es in seinem Hause diverse Pflegeartikel, die er inzwischen bereits öfter an Nachbarn für die häusliche Krankenpflege ausgelie- hen hatte. 1893 befüllte er schließlich einen Schrank mit sol- chen Pflegeartikeln und schenkte diesen am Geburtstag der verstorbenen Tochter (27.12.) der Kirchengemeinde Norder- brarup. Er wohnte inzwischen selber in diesem Ort. Weil der Zuspruch der örtlichen Bevölkerung, die diese Krankenpflegeartikel kostenlos ausleihen konnte, so uner- wartet groß war, spendete Jacobsen1894/95 in Angeln wei- tere sechs solcher vollausgestatteter Schränke. Die dort ent- Die Margarethenspende – eine „Wohltat“ auch in Quarnbek Grabmal der Margarethe Jacobsen auf dem Friedhof in Norder- brarup. Zwei Beispiele für den Schrankinhalt (Heimatmuseum „Mühle Anna“ in Nübbel). Eine Seite des Ausleihbuchs aus Nübbel (Heimatmuseum „Mühle Anna“).

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