Quarnbek 47

10 C HRONIK „Spende“ ist durchaus irreführend, denn die Margarethen- schränke wurden außer denen von Jacobsen anfangs in An- geln auf eigene Kosten gespendeten an die Besteller verkauft. Von Norderbrarup aus waren nach zehn Jahren bereits 214 Stück davon – auch über die Provinz Schleswig-Holstein hinaus – verschickt worden. Der Preis für einen vollausge- statteten Schrank soll anfangs etwa 200 Mark betragen haben. Um den steigenden Arbeitsaufwand mit den Bestellungen besser zu organisieren und die Umsetzung der Spendenidee auf eine breitere Basis zu stellen, wurde 1902 ein gemein- nützig arbeitender „Verband der schleswig-holsteinischen Margarethenspende(n)“ mit Sitz in Norderbrarup gegründet, der bis 1940 aktiv sein konnte. Bis zum Ende der Verbands- aktivitäten wurden laut Quellenlage von Norderbrarup aus 758 Schränke geliefert. Johann Adolf Jacob- sen starb 1908. An ihn und seine Tochter erin- nert noch heute eine Gedenktafel, die von dem Verband 1934 am Grabmal von Marga- rethe auf dem Friedhof in Norderbrarup auf- gestellt wurde. Aus noch erhaltenen Listen kann der Inhalt der Schränke, der im Laufe der Zeit erweitert und teilweise verändert wurde, rekonstruiert werden. Vorhanden waren z.B. Luftkissen, Gummi-Bettunterlage, Wärmflaschen, Gummi-Darmrohr, Injektions-Ohren-Spritze, Bettpfanne, Urinflasche, Spuck- becher mit Henkel, Einnahmeglas, Fieberthermometer, Schnabeltasse, Milchzieher mit Gummiball, elektrisches Heizkissen, Inhalations-Apparat und Verbandsstoffe, auch eine Zink-Sitzbadewanne und Zink-Kinderbadewanne konn- ten ausgeliehen werden. Solche hilfreichen Utensilien waren damals auf dem Lande noch weitgehend unbekannt. Die Schränke wurden von Tischlern im Bereich Norderbra- rup alle baugleich hergestellt, weshalb sie noch heute relativ gut zu erkennen sind. Sie variierten nur in der Größe (eine oder zwei Längskassetten in der Tür). Das Material ist stets gebeiztes und mit Schellack behandeltes Nadelholz. Beide Schranktypen sind mit einem geschwungenen Aufsatz ge- schmückt, bei dem kleineren Modell schlicht und nach hint- en verlegt, bei dem größeren vorn angebracht und zeittypisch überhöht. Zur Erinnerung an die verstorbene Margarethe ist in den Ziergiebeln ihr Foto eingelassen. Unter diesem Bild befinden sich rechts und links zwei her- vortretende Holzbrettchen mit den Schriftzügen „Marga- rethen“ und „Spende“. Mittig dazwischen gibt es einen Kas- senschlitz. Bessergestellte Nutzer der Pflegeartikel wurden gebeten, dort einen Geldbetrag einzuwerfen, damit die Sa- chen repariert oder ersetzt werden konnten. Die Bezeichnung Einer der Zettel mit der Benutzungsordnung (Dithmarscher Lan- desmuseum in Meldorf). Portraitfoto der Margarethe Jacobsen, das alle Schränke schmückte. Ein großer Margarethenschrank (Kirche in Husby). Gedenktafel des Ver- bandes der schleswig- holsteinischen Margare- thenspende am Grabmal von Margarethe Jacob- sen (Friedhof Norder- brarup).

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