Page 7 - Quarnbek_54
P. 7
CHRONIK 7
Eisschollen bildeten, fiel ins Eiderwasser. Zum Glück wurde sie vom Sog der Tur-
wurde Günter Kruse zur bine des E-Werks am Kanal gegen das Gitter der Wehranlage
Fähre in Landwehr ge- gedrückt, so dass sie nicht unterging. Die Mutter konnte ihr
schickt, um dort dabei Kind an den Windeln packen und aus dem Wasser ziehen.
zu helfen, mit langen Bei den Dalben am Achterwehrer Schifffahrtskanal vor der
Stangen die Schollen Schleuse fi el Tochter Elke ins Wasser, auch hier zum Glück
in Bewegung zu halten, ohne Schaden zu nehmen.
damit die Kettenfähre Trotz solcher Erfahrungen benutzten die Geschwister verbo-
nicht festfror. Eisbre- tenerweise manchmal mit Vergnügen die Dalben der Schleu-
cher gab es im Kanal senanlage als Sprungbrett in den Achterwehrer Schifffahrts-
nicht. kanal. Dabei war aber Vorsicht geboten, denn sie wussten
Um für die fünf Kinder genau, dass sie das bei Verkehr auf dem Kanal oder in der
Platz zu schaffen, wur- Schleuse nicht machen durften. Durch den engen Kontakt
de die Bodenfl äche des zum Wasser kannten die Kinder auch Wasserratten, Ringel-
Hauses in den 1960er nattern und Kreuzottern. Ringelnattern mit den charakteris-
Kettenfähre Landwehr
Jahren zum Kinderzim- tischen hellen Flecken am Hinterkopf schwammen nicht sel-
mer ausgebaut. Bald wurde auch der Ziegenstall umgebaut, ten mit ihnen zusammen. Schwäne im Kanal waren hingegen
zu einem Badezimmer – ein Luxus. Damit hatte die Nutzung im Gegensatz zu heute etwas Besonderes.
Zur Schule liefen die Kinder über den Weg Holm, der da-
mals noch kurviger war, nach Strohbrück in die Dörferge-
meinschaftsschule. Renate, die Älteste, war dort 1962 in dem
gerade neu erbauten Gebäude (erster Bauabschnitt für die
Schule in Stampe eingeweiht im November 1961) noch unter
Lehrer Ströh eingeschult worden. Der weite Schulweg konn-
te besonders im Winter bei Schneeverwehungen mühsam
sein. Zum Konfirmandenunterricht in Flemhude ruderten die
Kinder gekonnt über den Schifffahrtskanal. Zum Friseur in
Achterwehr fuhren sie mit dem Rad über den Ringdamm,
nutzen dann auf Höhe des heutigen Kajakverleihs Nikulski
das Ziehfloß über den Kanal, um von dort das Friseurge-
schäft in dem Doppelhaus (Nr.13/15) im Inspektor-Weimar-
Weg zu Fuß zu erreichen.
Gerudert wurde auch zum traditionellen Seglerball im Lin-
denkrug in Flemhude. Der fand immer am ersten Wochen-
ende im September statt. Der Gastwirt Rose war nicht nur
bei dieser Gelegenheit dankbarer Abnehmer der Aale, die im
Umlaufkanal zum Wehr in Reusen gefangen wurden. Herin-
ge waren damals im Nord-Ostsee-Kanal noch so zahlreich,
dass Günter Kruse die
mit einem Kescher
von den Steinen „an-
geln“ konnte. Als später
durch das Verbot des
Ankerns im Schilfgür-
tel und durch eine Ge-
bühr für das Schleusen,
die bereits in Holtenau
bei der Einfahrt in den
Nord-Ostsee-Kanal be-
Luftaufnahmen Schleusengelände Strohbrück zahlt werden musste,
die Zahl der Boote, die
des Waschkessels als Badewanne ausgedient. Bei einer of- die Schleuse nutzten,
fiziellen Bereisung (Kontrollfahrt) der Schleuse hatte der merklich zurückging,
Kanalmeister vom Wasser- und Schifffahrtsamt veranlasst, wurden im Lindenkrug
dass die Familie für diese Arbeiten Leute zum Helfen bekam. Viel Betrieb in der Schleuse Stroh- keine Seglerbälle mehr
brück
Die Geschwister Kruse waren auf dem Schleusengelän- veranstaltet.
de immer in Aktion. Rudern, auch mit nur einem Riemen Viele Kontakte zu Seglern, Ruderern und auch Radfahrern
(Wriggen), konnten die Kinder eher als Schwimmen. Sie entstanden durch den Nachbarshop, den Mutter Christa im
machten aber auch unbeabsichtigt Bekanntschaft mit dem Flur des Diensthauses eingerichtet hatte. Das auf die Touris-
vielen Wasser rund um das Diensthaus. Als Kleinkind lief ten abgestellte Angebot umfasste vor allem Getränke, Eis,
Tochter Astrid z.B. unbemerkt in Richtung Umlaufkanal und Bonbons. Die bunten Bonbons hatten es den Kruse-Kindern