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CHRONIK                                                                                              7



                                      Eisschollen bildeten,    fiel ins Eiderwasser. Zum Glück wurde sie vom Sog der Tur-
                                      wurde Günter Kruse zur   bine des E-Werks am Kanal gegen das Gitter der Wehranlage
                                      Fähre in Landwehr ge-    gedrückt, so dass sie nicht unterging. Die Mutter konnte ihr
                                      schickt, um dort dabei   Kind an den Windeln packen und aus dem Wasser ziehen.
                                      zu helfen, mit langen    Bei den Dalben am Achterwehrer Schifffahrtskanal vor der
                                      Stangen die Schollen     Schleuse fi el Tochter Elke ins Wasser, auch hier zum Glück
                                      in Bewegung zu halten,   ohne Schaden zu nehmen.
                                      damit die Kettenfähre    Trotz solcher Erfahrungen benutzten die Geschwister verbo-
                                      nicht festfror. Eisbre-  tenerweise manchmal mit Vergnügen die Dalben der Schleu-
                                      cher gab es im Kanal     senanlage als Sprungbrett in den Achterwehrer Schifffahrts-
                                      nicht.                   kanal. Dabei war aber Vorsicht geboten, denn sie wussten
                                      Um für die fünf Kinder   genau, dass sie das bei Verkehr auf dem Kanal oder in der
                                      Platz zu schaffen, wur-  Schleuse nicht machen durften. Durch den engen Kontakt
                                      de die Bodenfl äche des   zum Wasser kannten die Kinder auch Wasserratten, Ringel-
                                      Hauses in den 1960er     nattern und Kreuzottern. Ringelnattern mit den charakteris-
         Kettenfähre Landwehr
                                      Jahren zum Kinderzim-    tischen hellen Flecken am Hinterkopf schwammen nicht sel-
         mer ausgebaut. Bald wurde auch der Ziegenstall umgebaut,   ten mit ihnen zusammen. Schwäne im Kanal waren hingegen
         zu einem Badezimmer – ein Luxus. Damit hatte die Nutzung   im Gegensatz zu heute etwas Besonderes.
                                                               Zur Schule liefen die Kinder über den Weg Holm, der da-
                                                               mals noch kurviger war, nach Strohbrück in die Dörferge-
                                                               meinschaftsschule. Renate, die Älteste, war dort 1962 in dem
                                                               gerade neu erbauten Gebäude (erster Bauabschnitt für die
                                                               Schule in Stampe eingeweiht im November 1961) noch unter
                                                               Lehrer Ströh eingeschult worden. Der weite Schulweg konn-
                                                               te besonders im Winter bei Schneeverwehungen mühsam
                                                               sein. Zum Konfirmandenunterricht in Flemhude ruderten die

                                                               Kinder gekonnt über den Schifffahrtskanal. Zum Friseur in
                                                               Achterwehr fuhren sie mit dem Rad über den Ringdamm,
                                                               nutzen dann auf Höhe des heutigen Kajakverleihs Nikulski

                                                               das Ziehfloß über den Kanal, um von dort das Friseurge-
                                                               schäft in dem Doppelhaus (Nr.13/15) im Inspektor-Weimar-
                                                               Weg zu Fuß zu erreichen.
                                                               Gerudert wurde auch zum traditionellen Seglerball im Lin-
                                                               denkrug in Flemhude. Der fand immer am ersten Wochen-
                                                               ende im September statt. Der Gastwirt Rose war nicht nur
                                                               bei dieser Gelegenheit dankbarer Abnehmer der Aale, die im
                                                               Umlaufkanal zum Wehr in Reusen gefangen wurden. Herin-
                                                               ge waren damals im Nord-Ostsee-Kanal noch so zahlreich,
                                                                                            dass Günter Kruse die
                                                                                            mit einem Kescher
                                                                                            von den Steinen „an-
                                                                                            geln“ konnte. Als später
                                                                                            durch das  Verbot des
                                                                                            Ankerns im Schilfgür-
                                                                                            tel und durch eine Ge-
                                                                                            bühr für das Schleusen,
                                                                                            die bereits in Holtenau
                                                                                            bei der Einfahrt in den
                                                                                            Nord-Ostsee-Kanal be-
         Luftaufnahmen Schleusengelände Strohbrück                                          zahlt werden musste,
                                                                                            die Zahl der Boote, die
         des Waschkessels als Badewanne ausgedient. Bei einer of-                           die Schleuse nutzten,

         fiziellen Bereisung (Kontrollfahrt) der Schleuse hatte der                          merklich zurückging,
         Kanalmeister vom Wasser- und Schifffahrtsamt veranlasst,                           wurden im Lindenkrug
         dass die Familie für diese Arbeiten Leute zum Helfen bekam.   Viel Betrieb in der Schleuse Stroh-  keine Seglerbälle mehr
                                                               brück
         Die Geschwister Kruse waren auf dem Schleusengelän-                                veranstaltet.
         de immer in Aktion. Rudern, auch mit nur einem Riemen   Viele Kontakte zu Seglern, Ruderern und auch Radfahrern
         (Wriggen), konnten die Kinder eher als Schwimmen. Sie   entstanden durch den Nachbarshop, den Mutter Christa im
         machten aber auch unbeabsichtigt Bekanntschaft mit dem   Flur des Diensthauses eingerichtet hatte. Das auf die Touris-
         vielen Wasser rund um das Diensthaus. Als Kleinkind lief   ten abgestellte Angebot umfasste vor allem Getränke, Eis,
         Tochter Astrid z.B. unbemerkt in Richtung Umlaufkanal und   Bonbons. Die bunten Bonbons hatten es den Kruse-Kindern
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