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          Freie Wähler-Gemeinschaft Quarnbek


          Neuer B-Plan ein Beleg außerordentlicher Regelungswut ?


          Diesen Eindruck könnte man zumindest gewinnen, wenn  nis: Ein Baugebiet, insbesondere für junge Familien neu zu
          man die jüngste Berichterstattung in den Kieler Nachrichten  schaffen. Hier bleibt ausreichend Spielraum für eigene Ge-
          vom 06.07. 2006 zum neuen Bebauungsplan (B-Plan) Stu-  staltungswünsche bestehen.
          renberg/Holm liest. Einige Aussagen, die hier getroffen wer-
          den sind schlicht falsch und entweder das Resultat einer  Ob das aufwändige Verfahren des Bebauungs- und Grünord-
          falschen Information der Presse oder deren mangelnder  nungsplanes mit allen seinen notwendigen Regelungen ins-
          Fähigkeit oder Bereitschaft, diese Inhalte wiederzugeben.  gesamt notwendig oder zu bürokratisch ist, kann man unter-
          Den „Häuslebauern“ bleibt sehr wohl Gestaltungsspielraum.  schiedlich beurteilen. Dies liegt aber nicht in unserem Er-
          Die im Plan getroffenen Regelungen finden sich dem Rege-  messen, sondern wird uns vorgegeben. In diesem Verfahren
          lungsinhalt nach grundsätzlich in allen Bebaungsplänen, die  ist unter anderem auch vorgesehen, dass nun die Auslegung
          ich mir zum Vergleich angesehen habe. Gerade sie sind eben  des B-Planes als Entwurf und die Abstimmung mit Dritten
          der Ausdruck des Gestaltungswillens der Gemeinde. Zu den  erfolgt. Bürgerinnen und Bürger können hier ihre Anmer-
          in den KN angesprochenen Details:                    kungen an die Gemeinde richten. Verabschiedet – wie es die
          Die Festlegung von Bebauungsgrenzen und einer Grund-  KN berichtet – ist also noch lange nichts. Dies ist erst der
          flächenzahl ( = wie viel Fläche des Grundstückes darf über-  Fall, wenn der Plan als Satzung beschlossen wird.
          baut werden) sind ebenso wesentliche Inhalte eines jeglichen
          Bebauungsplanes, wie auch die Festlegung der Anzahl der  Dennoch bleiben berechtigte Fragen, die Sie Ihren Gemein-
          Geschosse. Oder möchten Sie ein mehrgeschössiges Hoch-  devertretern stellen dürfen: Wie konnte es überhaupt so weit
          haus in der Gemeinde haben?                          kommen, dass ein derartiger Pressebericht über ein für die
          Als Bauweise der Fassaden werden zugelassen Sichtmauer-  Gemeinde wichtiges Vorhaben erscheint? Warum taucht ein
          werk, Putz und Holz.                                 so wichtiges Thema auf der Tagesordnung der Gemeindever-
          All das sind Regelungsinhalte, die wohl ausreichend Spiel-  tretung zum Beschluss auf, wenn hierfür nicht eine deutliche
          raum zur Gestaltung lassen.                          Mehrheit im Votum aller Vertreter absehbar ist? Warum liegt
          Die Dachneigung ist in einer Bandbreite festgelegt, wie dies  ein Protokoll der dazugehörigen Ausschussberatungen hier-
          allgemein üblich ist. Für ebenfalls zugelassene begrünte  zu den Gemeindevertretern erst unmittelbar vor Ihrer Sitzung
          Dächer kann hiervon abgewichen werden.               vor? Wie kann es dazu kommen, dass man zwei Jahre nach-
          Art und Farbe der Dachpfannen werden nicht festgelegt, wie  dem das Thema erstmals auf der Tagesordnung der Gemein-
          in den KN beschrieben. Aufgrund der Nähe des Kanals dür-  devertretung stand, mehr als ein Jahr nachdem Städtebau-
          fen lediglich keine glänzenden Materialien verwendet wer-  und Grünordnungsplaner benannt wurden, noch so weit aus-
          den.                                                 einander ist, dass das Ziel im Detailgerangel verloren geht?
          Bei dem in der Presse genannten Stellplatz (es handelt sich  Wie passt es zusammen, dass eine Fraktion, die im Hinblick
          übrigens um PKW-Stellplätze) ist in der Tat ein Mindestplatz  auf einige Bauvorschriften mit dem Ziel des umweltbe-
          von 25 m_ (d.h. für 2 PKW) vorgesehen. Ziel: Ein übermäs-  wussten Bauens noch im Dezember 2005 drastische Vorga-
          siges Beparken der in einem Neubaugebiet in der Regel oh-  ben für den Energieverbrauch forderte, sich heute öffentlich
          nehin engen öffentlichen Verkehrsflächen durch die häufig  über das Maß der Reglementierungen im Entwurf beklagt?
          vorhandenen Zweitwagen zu vermeiden. Wie diese Stell-  Wie kann es sein, dass ein Spielplatz für Kleinkinder in
          fläche sichergestellt wird (Carport, Garage oder befestigt/  einem Wohngebiet, das in erster Linie für junge Familien er-
          teilbefestigt) bleibt dem Grundstücksbesitzer überlassen.   schlossen werden soll als wertmindernd für benachbarte
          Auch die Aussage zur Grundstückseinfriedung in den KN ist  Grundstücke angesehen wird?  Was ist aus den seit ewi-
          schlicht falsch: Entweder der dort beschriebene Wall oder  gen Zeiten diskutierten Themen „Seniorenwohnanlage“ und
          ganz schlicht eine Hecke sind zugelassen.            „Markttreff“ geworden? Warum fühlt sich kein Ausschus-
          Die Vorgabe, neben denjenigen auf öffentlichen Flächen auf  svorsitzender oder der Bürgermeister angesichts der kata-
          einigen Privatgrundstücken Bäume anzupflanzen (wobei die  strophalen Presse zu einer Gegendarstellung, Korrektur oder
          Auswahl vom Obststamm bis zu heimischen Laubbäumen   auch nur einem Leserbrief in den KN aufgerufen?
          reicht) besteht lediglich für drei Grundstücke am Wende-
          hammer der Erschließungsstraße.                      Bei all den Fragen: Ich hoffe, dass wir sehr schnell zu einem
                                                               vernünftigen Ergebnis kommen und denjenigen, die hier in
          Alles in allem besteht keine außerordentliche Regelungswut  der Gemeinde bauen wollen nach wie vor vermitteln können,
          in Quarnbek, wie Sie selbst feststellen können, wenn Sie die-  dass sie hier herzlich willkommen sind und in Quarnbek kei-
          sen Plan mit anderen vergleichen. Ebenfalls ist (ob Holzbau-  ne wesentlich anderen oder nachteiligeren Bedingungen
          weise, Gründach, Solaranlage oder Niedrigenergiehaus) ein  vorfinden als in anderen Umlandgemeinden. Im Gegenteil:
          ganzer Strauß von ökologischem Bauen möglich, wie sich  Wohnen im (gestalteten) Grünen und mit Grundschule und
          dies eine Fraktion besonders gewünscht hat. Ob jede Fest-  Kindergarten in Fußweg-Entfernung sind nach wie vor her-
          legung richtig ist – hier ein paar Grad mehr Dachneigung,  vorragende Gründe für junge Familien, sich in Quarnbek zu
          dort ein paar cm höhere Einfriedung – wird lange kontrovers  Hause zu fühlen.
          diskutiert werden können. Letztlich zählt das Gesamtergeb-                              Dr. Ulrik Schlenz
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