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         „Kanalgeschichte erleben“                             dann so akkurat aus wie ein Zen-Garten, was immer dann der
                                                               Fall war, wenn die hohen Herren von der Kanalverwaltung
         So ist die neue Informationstafel des Naturparks Westensee   aus Holtenau kamen, um nach dem Rechten zu sehen. Dieses
         an der Schleuse Strohbrück betitelt. In Quarnbek haben wir   Tun hatte den schönen Namen „Bereisung“.
         die Geschichte dieses besonderen Bauwerks in den Flemhu-  Geschleust wurden damals noch Frachtschiffe, die bis zum
         der Heften und in der Quarnbeker Gemeindezeitung schon   Speicher in Achterwehr diesen Kanal nutzten. Aber auch die
         mehrfach dargestellt. Ausgabe 51 von „Unsere schöne Ge-  Ausfl ugsdampfer aus Kiel, wie der „Blaue August“, kamen
         meinde Quarnbek“ (März 2020) zeigt als Titelbild eine Luft-  jeden Sonntag pünktlich am frühen Nachmittag und brach-
         aufnahme der Schleusenanlage und im Chronikteil wird die   ten eine fröhliche Menschenschar zum Kaffeetrinken nach
         Baugeschichte der Schleuse ausführlich beschrieben. Auch   Flemhude. Segel und Sportboote wurden natürlich auch ge-
         diesmal befasst sich der Chronik-Artikel wieder mit der   schleust, nur bei den Kanuten und den Kajakfahrer hieß es:
         Strohbrücker Schleuse, aber im Mittelpunkt stehen die Erin-  „Ihr könnt eure Boote übertragen.“
         nerungen von Marga Sävke, deren Familie von Anfang an mit
         diesem Wasserbauwerk verbunden ist. Marga Sävke wuchs
         an der Strohbrücker Schleuse auf und wohnt seit vielen Jah-
         ren wieder in unmittelbarer Nachbarschaft am „Holm“.
         Herzlich bedanke ich mich bei ihr für den folgenden Text,
         den sie genau 20 Jahre nach Schließung der Schleuse ge-
         schrieben und der Arbeitsgemeinschaft „Dorfchronik“ bzw.
         zum Abdruck in dieser Zeitung zur Verfügung gestellt hat.
         Ihre Darstellung ist ein wunderbares Beispiel für „Geschich-
         te von unten“, durch die historische Fakten und Zusammen-
         hänge aus der Perspektive von Privatpersonen anschaulich
         werden.
                                               Gerlind Lind


         Der Fisch, der nie gefangen wurde
                         „Opa, Opa da ist ein ganz großer Fisch
                         in der Schleuse.“ Mit diesen Worten ren-  Speicher in Achterwehr 1953
                         nen die Geschwister die Schleusenkam-
                         mer entlang, springen über die Holme                            Die Geschwister liefen,
                         der Leitern, die in die Tiefe führen und                        ohne jegliche Rücksicht
                         erreichen ein wenig atemlos den Opa.                            auf die geharkte Fläche
                         Noch immer atemlos lassen sie die ob-                           zu nehmen, an die ande-
                         ligate Ermahnung: „Ihr sollt doch nicht                         re Seite der Schleuse, um
                         auf der Schleuse spielen“, über sich er-                        jetzt gemeinsam mit dem
                         gehen und kommen dann auf den großen                            Opa nach dem Fisch Aus-
                         Fisch zurück, den sie wie einen Schatten                        schau zu halten. Es brauch-
                         in der Schleuse gesehen haben. „Kannst                          te schon ein wenig Geduld,
                         du den nicht schleusen, oder die Schleu-                        aber dann tauchte der Fisch
                         sentore zudrehen, damit er nicht in den                         als Schatten wieder auf und
                         Kanal entkommt?“ Sie überschlagen sich                          selbst Opa war überzeugt
                         förmlich und nötigen ihren Opa so lan-                          davon, dass es sich um ein
                         ge bis dieser nachgibt, die Schleusentore                       wirklich großes Exemplar
                         zudreht und dann selber nach dem Fisch   Ausfl ugsdampfer „August” in   handelte. So kam es doch
         Bruno Brügmann,   Ausschau hält.                      der Schleuse              dazu, dass die Schütze, die
         Schleusenwärter   Wir sind auf der Schleuse Strohbrück, die
         ab 1936         den Nord-Ostsee-Kanal und den Achter-
                         wehrer Schifffahrtskanal verbindet und
         Opa Bruno Brügmann ist hier seit 1936, genauer seit dem
         22. Juni, als Schleusenarbeiter tätig und gleichzeitig Mieter
         des Diensthauses.
         Sein Onkel Carl Brügmann, der erste Schleusenarbeiter an
         der Schleuse Strohbrück, hat sich für ihn verwendet und so
         kam der gelernte Schiffbauer aus der Wik (Kiel-Wik) mit
         seiner Frau und den 3 Töchtern hierher an die Schleuse. Die
         Arbeit auf der Schleuse war ein Fulltime-Job. Es musste
         nicht nur geschleust werden, sondern es galt das Gelände in
         Ordnung zu halten, sich um das Vieh, die Jagd und um die
         Fischerei zu kümmern. Dazu gehörte auch, dass der Schleu-
         senplatz geharkt werden musste. Die große Kiesfl äche sah   Regattafahrer in der Schleuse
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