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          Das Zeitfenster für diese Bauprojekte war anspruchsvoll,
          denn bis auf das neue Wehr sollten sie bis zum Frühjahr
          1911 soweit fertiggestellt sein, dass die vorgesehenen Flä-
          chen für die Ablagerung von Nassbaggergut am Flemhuder
          See frei waren. Die Nutzung des Flemhuder Sees und sei-
          ner durch die Absenkung trockengefallenen Uferflächen zur
          Ablagerung von Baggergut war von Anfang an das überge-
          ordnete Ziel der Bauplanung und Realisierung von Schleuse
          und Schifffahrtskanal, denn das Aufkommen von Schiffen   Foto 9: Rammen der eisernen Spundwände, aufgenommen
          für den Warentransport war damals durch den Bau der Eisen-  08.12.1910
          bahnlinie Kiel – Rendsburg schon ab 1906 stark zurückge-
          gangen.
          Dass die Schleuse Strohbrück auf Höhe des Kanalkilome-
          ters 85,25 errichtet wurde, war nicht zuletzt durch die dort
          befindliche Wendestelle am Nordufer des NOK im Bereich
          der Weiche Groß Nordsee begründet. Indem am gegenüber-
          liegenden Ufer vor der künftigen Schleuse ein Vorhafen ge-
          baut wurde, war genug Platz gewonnen, um Störungen der
          Schifffahrt auf dem NOK durch Schiffe, die in die Schleuse
          ein- oder ausfahrenden wollten, zu vermeiden (Foto 7+8).
          Die Schleusenkammer wurde auf 40 m Nutzlänge und 8 m
          Breite ausgelegt und  aus eisernen Spundwänden errichtet
          (Foto 9). Zum Schutz der Schiffe wurde sie mit sogenannten
          Reibhölzern und in unterschiedlichen Höhen mit Schiffsrin-
          gen zum Festmachen ausgerüstet.  Auf die Herstellung einer
          massiven Sohle konnte verzichtet werden, es genügte eine   Foto 10: Pflasterarbeiten in der Schleusenkammer, aufgenommen
          Pflasterung, weil das Bauwerk auf wasserundurchlässigem   18.04.1911
          blauem Ton steht (Fotos 10).
          Die Schleusenhäupter wurden aus Beton hergestellt, mit
          Klinkern verblendet und zum Schutz u.a. an Ecken und Kan-
          ten mit Granitwerksteinen versehen – noch immer schön an-
          zusehen (Foto 11).
          Das Schleusenoberhaupt wurde mit einem eisernen Klapptor
          versehen, das Schleusenunterhaupt am NOK mit einem ei-
          sernen Stemmtor. Dieses wurde im Zusammenhang mit der
          Stilllegung der Schleuse Strohbrück (1. Mai 2001) verschrot-
          tet, das Klapptor geschlossen.
          Damit trotz der neuen Schleuse der Flemhuder See weiterhin
          vor allem auch für Bauwagen erreichbar blieb, wurde über
          der Schleuse eine Brücke errichtet, eine bewegliche, damit
          auch größere Schiffe ohne Hindernis in die Schleuse ein-
          und ausfahren konnten (Foto 12).
          Die Zukunft der Schleuse ist weiterhin nicht geklärt. Das   Foto 11: Blick zum Schleusenunterhaupt mit dem bereits verblen­
          unter Denkmalschutz stehende Bauwerk könnte weitgehend   deten Mauerwerk, aufgenommen 18.04.1911
          mit Sand verfüllt werden. Eine endgültige  Entscheidung da-
          rüber steht noch aus. Die Quarnbeker Idee, aus dem Schleu-
          sengelände einen Lehr- und Lernort zu machen, die wir
          schon vor Jahren im Rahmen der AktivRegion Mittelholstein
          entwickelt hatten, scheiterte vor allem an der Kostenüber-
          nahme – aber vielleicht bekommt dieses besondere Ensemb-
          le irgendwann doch noch die sprichwörtlich zweite Chance.

                                           Text: Gerlind Lind
                   Fotos: AG Dorfchronik Quarnbek (ursprüngliche
            Bildquellen Uwe Steinhoff, Kiel und WSA Kiel­Holtenau)






                                                               Foto 12: Blick über die Schleusenkammer zur beweglichen Brücke,
                                                               aufgenommen 02.04.1913
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