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Zum Bau der Schleuse Strohbrück und
des Schifffahrtsweges nach Achterwehr
Vor einigen Wochen wurde im Bundesrat beschlossen, dass
u.a. die Begradigung und Verbreiterung der Oststrecke des
Nord-Ostsee-Kanals zwischen Königsförde und Kiel-Hol-
tenau durch Änderungen bei den Genehmigungsverfahren
beschleunigt werden soll. Das ist im Jubiläumsjahr 2020
anlässlich der vor 125 Jahren gefeierten Einweihung der da-
mals in Kaiser-Wilhelm-Kanal umbenannten Wasserstraße je
nach Standpunkt eine positive Nachricht oder zu kritisieren. Der Ringkanal endete damals in Höhe der Burwiese, am so-
Die bauliche Anpassung der Oststrecke des Kanals an die genannten Schwarzen Loch. Erst im Zuge der ersten Erwei-
veränderten Schiffsgrößen, die nun zwischen Königsförde terung des Kaiser-Wilhelm-Kanals wurde dieser verlängert
und Schinkel begonnen hat, sollte laut ursprünglicher Pla- und durch den Bau der Schleuse Strohbrück mit dem großen
nung eigentlich schon 2014 abgeschlossen sein. Der Zeit- Kanal verbunden (Foto 1). Die Sohlenbreite des Schifffahrts-
punkt hätte exakt 100 Jahre nach dem Abschluss der ersten kanals wurde auf 12 m ausgelegt, die Tiefe auf 3 m, die Län-
Verbreiterung und Vertiefung der Wasserstraße von 1907 bis ge ab Achterwehr ist mit ca. 2,9 km angegeben.
1914 gelegen. Auch diese umfangreichen Baumaßnahmen Auf der Grundlage des Gesetzes „betreffend Erweiterung
brachten damals für Quarnbek erneut noch heute deutlich des Kaiser-Wilhelm-Kanals“ vom 17. November 1907 wur-
sichtbare Veränderungen. den Baupläne erstellt mit dem Ziel, diesen Kanal von 22 m
Die Arbeitsgemeinschaft „Dorfchronik“ erhielt dankenswer- Sohlenbreite auf 44 m zu verbreitern und von 9 m auf 11 m
terweise schon vor Jahren vom Wasserstraßen- und Schiff- zu vertiefen. Die zugehörigen Entwürfe für den Bau der
fahrtsamt in Kiel-Holtenau für ihre ortsgeschichtliche Arbeit Schleuse und des Schifffahrtskanals stammen von Juni
sowohl Doppel einiger Pläne zum Thema „Kaiser-Wilhelm- 1909, aufgestellt im April 1910. Aus handschriftlichen Ein-
Kanal. Erweiterungsbau. Bauamt IV Holtenau“ als auch et- tragungen auf den Zeichnungen geht hervor, dass die Pläne
liche digitalisierte Fotos aus dieser Zeit. Diese Aufnahmen 1910/1911 „in ortsüblicher Weise“ jeweils acht Tage u.a. im
konnten durch Bilder von 1910/11 aus der Sammlung von Amtslokal des Gutsvorstehers August Vagt in Flemhude,
Uwe Steinhoff aus Kiel, die dieser uns großzügig in Kopie das sich damals noch im Hause Jöhnk am Ortsausgang be-
überlassen hat, ergänzt werden. Deshalb ist es möglich, pas- fand, ausgelegt wurden. Diese zeigen, dass der beim Bau von
send zum Kanaljubiläum, einen Beitrag zum Bau der Schleu- Schleuse und Schifffahrtskanal anfallende Aushub vor allem
se Strohbrück und des Achterwehrer Schifffahrtskanals zu unmittelbar westlich und östlich der neuen Strecke bis zum
erarbeiten. Schwarzen Loch abgelegt werden sollte (Foto 2).
Seit dem Bau des Nord-Ostsee-Kanals war Flemhude – wie Um zusätzlichen Platz für die Ablagerung von Nassbagger-
auch Achterwehr und Großnordsee – für Schiffe nicht mehr gut zu gewinnen, mussten der Flemhuder und Achterwehrer
direkt erreichbar. Eine Verbindung zum Dorf war nur noch Lösch- und Ladeplatz, die Quarnbeker Turbinenanlage zur
von einem damals neu angelegten Lösch- und
Lade platz mit Ladebrücke am abgesenkten Flem-
huder See über einen langen Kiesweg hinauf
zum Ringdamm und eine hölzerne Brücke über
den Ringkanal gegeben (vgl. Flemhuder Hefte 6,
S. 56 ff. und Flemhuder Hefte 16, S. 58 ff.).
Foto 1: Blick in die Baugrube für den Schifffahrts Foto 2: Plan mit Schleuse, neuem Schiff Foto 3: Plan zum neuen Lösch und
kanal, aufgenommen 10.06.1910 fahrtskanal und Ablagerungsflächen Ladeplatz in Flemhude